Pluspolausgabe12_2022
TIERE UND NATUR 12 | 07.2022 29 28 12 | 07.2022 Rettungshundestaffel trainiert auf dem CEB-Wertstoffhof Am 7. Juni ging es auf dem Gelände des Wertstoffhofs des CEB tierisch engagiert zu: Mit der Rettungshundestaffel des BRK Kreis- verbandes Coburg hatten wir an diesem Abend 14 Vierbeiner und ihre jeweiligen Halterinnen bzw. Halter zu Besuch, die das große Areal für ein Personensuchtraining genutzt haben. Für den Nacht- einsatz hat die SÜC den Haltern außerdem Taschenlampen zur Verfügung gestellt. Alle Hunde, die Teil der Rettungsstaffel sind, sind Privathunde. Die Halter brauchen darüber hinaus eine Sanitäterausbildung und sind beim BRK ehrenamtlich tätig. Beim Training auf dem Wertstoff- hof waren sowohl erfahrene Suchprofis als auch Junghunde, die sich noch in der 3-jährigen Ausbildung befinden, dabei. Alle jedoch lieferten eine starke Leistung ab, denn das Training forderte von jedem Hund ein Absuchen eines 30.000 qm großen Gebietes nach Personen – in nur 20 Minuten! Wird eine Person gefunden, darf sich der Hund (hier „Verbeller“ genannt) auf bis zu 2 m nähern und den Suchfund mit einem eindringlichen Bellen bestätigen. Nur die Besten schaffen die Ausbildung Die Rettungshundeausbildung verlangt den Vierbeinern einiges ab, und so wundert es nicht, dass nicht alle Hunde die Ausbildung erfolgreich absolvieren. Von zehn Teilnehmern schaffen es lediglich zwei bis drei bis zum Schluss. Hier spielen Charaktereigenschaften sowie Gehorsam eine zentrale Rolle. Schon alleine um zur Ausbil- dung zugelassen zu werden, muss der Hund 21 Charaktertests be- stehen, beispielsweise das sichere Laufen auf schwierigen Unter- gründen und das souveräne Bestehen von Schrecksituationen. „Wir trainieren seit ca. zwei Jahren ein- bis zweimal jährlich auf dem Gelände des CEB. Und zwar immer dann, wenn wir den Wald meiden wollen, um das Wild während der Brut- und Setzzeit nicht zu stören.“ Daniel Lorz Daniel Lorz, Leiter der Rettungshundestaffel des BRK Kreisverbandes Coburg, mit seiner Hündin Velma Fabian Maar, Mitarbeiter des CEB, ist mit seinem Hund Tarek seit knapp zwei Jahren in der Rettungshundeaus- bildung und hat die Trainingsoption auf dem Wertstoff- hofgelände ins Leben gerufen. Im Morgengrauen Kitze retten Dick mit Gras eingepackt oder mit Einweghandschuhen wird das Rehkitz vor dem Mähen von der Wiese getragen. An- schließend legen die Rehkitz-Retter die Tiere wieder dort ab. Wenn Markus Mildenberger nicht im Rechnungswesen der SÜC Unternehmenskennzahlen ermittelt, steuert der 35-Jährige begeistert seine Fotodrohne durch die Lüfte. Aber nicht nur aus Jux und Spaß an der Technik frönt er dieser Leidenschaft, sondern mit dem hehren Ziel des Tierschutzes. Das teilt er sich im „Team Albertros“ mit sechs weiteren Drohnenpiloten. „Albertros“ hat in den vergangenen drei Jahren wohl mehr als 100 Rehkitze vor dem grausamen Tod durch die Mähmaschinen bewahrt. Ab Anfang Mai bis in den Herbst hinein schwirren die Drohnen über die Wiesen rund um Seßlach. Landwirt und Jäger Albert Sebald aus Seßlach las in einer Jagdzeitung über den Rehkitz-Schutzmit Fotodrohnen. Markus Mildenberger ging diesem Steckenpferd schon damals nach und so lag es auf der Hand, dass Sebald wegen Kontrollflügen anfragte. „Wenn du eine entsprechende Drohne besorgst, kann es losgehen“, erwiderte Markus Mildenberger. „KeineWoche später war das Fluggerät da.“ Mit Infrarot Körperwärme sichtbar machen Die Drohne der Rehkitz-Retter liefert nicht nur normale Fotos und Videos, sondern die Wärmebildkamera an Bord nimmt auch Infrarotbilder auf. „Mit den klassischen Aufnahmen kann man ein Kitz im hohen Gras ganz schnell übersehen“, erläutert Markus Mildenberger. Die Rehgeiß verstecke ihr Junges im hohen Gras her- vorragend. Die „Bambis“ verharren bei Gefahr, anstatt das Weite zu suchen und bleiben daher auch liegen, wenn die Wiese gemäht wird. Das hat tödliche Folgen. Die Kontrollflüge über die Wiesen beginnen oft schon um 5 Uhr in der Früh. Mildenberger: „Die Infrarotkamera macht die Temperaturunterschiede zwi- schen dem kalten Boden und der höheren Körpertemperatur des Tieres sichtbar.“ Auf den Bildern sieht man die kleinen Rehe als orangenen oder roten Fleck in der ansonsten kälte- ren und damit blauen Umgebung. Die Werte zeichnet die Kamera auf. So registrierte Mitte Juni die Kamera eine Bodentemperatur von 4,8 Grad Celsius während das Rehkitz an der Körperoberfläche 7,2 Grad Körpertemperatur hatte. „Das ist für eine gute Erkennbarkeit auf dem Monitor völlig ausreichend.“ Dieser Tag jedoch war insgesamt warm und die Sonne ließ die Morgentemperaturen schnell in die Höhe klettern, „so dass eineinhalb Stunden später um 6.30 Uhr mit der Fliegerei Schluss war“, bedauert Markus Mildenberger. Idealerweise arbeiten drei Personen bei der Suche nach Rehkitzen zusammen. Der Pilot steu- ert die Drohne und lässt sie über der Stelle schweben, wenn ein Tier im Gras entdeckt worden ist. Der Landwirt schließlich holt das kleine Reh, packt es in eine Katzenbox und nach dem Mähen wird es wieder auf der Wiese abgelegt. Dabei muss peinlich genau darauf geachtet werden, das Tier nicht zu berühren. „Es darf nicht den Geruch des Menschen haben, sonst nimmt es die Rehgeiß nicht mehr an. Entweder bedient man sich Einweghandschuhen oder nimmt Gras zur Hilfe.“ Sinnvollerweise kontrolliert ein Jagdhund, ob kein Tier übersehen worden ist. Dann kann der Landwirt mähen. Rehgeiß und -kitz finden wieder zusammen, denn das Kleine fiept. 20 bis 30 Meter hoch schwebt die Drohne bei den Kontrollflügen über der Wiese. Ausschließlich über Feldern werden die High-Tech-Flieger mit den surrenden Rotoren bewegt. Selbstverständlich haben die ehrenamtlichen Piloten vom „Team Albertros“ den Drohnenschein. Der Name „Team Albertros“ ist ein Hinweis auf den Initiator Albert Sebald. Weiter sind dabei: Niklas, Hannes, Johannes, Philipp, Jonas und Markus. Markus Mildenberger vom „Team Albertros“ sucht rund um Seßlach Wiesen mit der Fotodrohne nach Rehkitzen ab. So werden die „Bambis“ vor dem Tod durch die Mähmaschine bewahrt, wenn die Landwirte Grünfutter machen. TIERE UND NATUR
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