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WOHNEN MIT SENSOREN Sind abends alle Fenster geschlossen? Ist die Haus- oder Wohnungstüre verriegelt? Läuft die Waschmaschine und ist der Herd ausgeschaltet? Wie viel Strom verbrauche ich im Moment? Statt alle Räume vom Keller bis zum Dach zu kontrollieren, genügt ein Blick auf den Computerbildschirm oder auf das Smartphone – dort wird alles angezeigt. Immer mehr Daten werden künftig in den eigenen vier Wänden erhoben, ohne Verzug ausgewertet und kön- nen übermittelt werden. Aber nicht nur der Wunsch einzusparen treibt das Sammeln von Daten voran. Es geht auch um ein Mehr an Komfort und Sicherheit. Sogenannte „Smart Homes”, also raf nierte, mit vielerlei elektronischer Datenerfassung und -verarbeitung aus gestattete Wohnungen und Häuser sollen die Wohn- und Lebensqualität, Sicherheit und ef ziente Energienutzung erhöhen. „Mein Haus spricht mit mir, es telefoniert mit mir und teilt mir alle Daten mit. Ständig und an 365 Tagen im Jahr.” Vor zwölf Jahren hat ein Mann südlich von Coburg sein Haus gebaut und darauf geachtet, dass die Geräte und die Haustechnik miteinander vernetzt sind und sich auch über das Mobiltelefon fernsteuern lassen. „Einerlei, ob Sensoren und/oder sicherheitsrelevante elektronische Geräte den Besitzer. Das können Wasser-, Bewegungs-,Tür- und Fenstersensoren, Rauchmelder oder Überwa- chungskameras sein. Alle sicherheitsrelevanten Geräte können miteinander kommunizieren und Aktionen aus- lösen. Eine Kamera könnte beispielsweise ein Foto aufnehmen, wenn eine Tür aufgeht und gleichzeitig im Raum eine Bewegung erkannt wird. Ein Smart Home ist nicht nur in der Lage, das Zuhause zu sichern, sondern auch die Gesundheit der Bewohner. So sind oft Sensoren verbaut, die zum Beispiel die Kohlen- dioxid-Konzentration, die Luftbelastung durch Pollen, die Temperatur und die Luftfeuchtigkeit messen. In Konferenz- räumen und Klassenzimmern etwa, schaltet sich die Lüftung ein, wenn das Kohlendioxid den Grenzwert über- steigt und somit die Aufmerksamkeit nachlässt. „Natürlich kann man das Ganze auch übertreiben”, räumt der Besitzer des vom „+Pol” besuchten Smart Home ein. „Ein Sensor im Briefkasten, der meldet ob Post darinnen liegt, ist nun nicht unbedingt nötig.” Aber machbar. Aber es kommt auf die persönlichen Bedürfnisse an. So hat der Arbeiter-Samariter-Bund Coburg eine Muster wohnung in der Paracelsusstraße mit einer ganzen Menge von Informationstechnologie ausgestattet. Dort zeigt der ASB wie ältere Menschen länger alleine in ihrer Wohnung leben können und gleichzeitig Sicherheit und ich beim Einkaufen oder im Urlaub irgendwo auf dieser Welt bin. Solange die Telefonverbindung funktioniert, weiß ich, was zu Hause los ist”, so der technikbegeisterte Hausbesitzer. Ob augenblicklich Spül- oder Wasch maschine arbeiten, die Heizung für angenehme Tempe raturen sorgt, der Backofen angeschaltet oder ein Fenster geöffnet ist, ein kurzer Blick reicht, um informiert zu sein und eingreifen zu können. In welcher Gemeinde dieses Smart Home zu nden ist, wird nicht preisgegeben. „Sonst müsste ich jedes Wochenende Führungen machen.” Selbstverständlich gibt es in dem Wohnhaus noch die gewohnten Lichtschalter. Aber die Lampen erstrahlen auch nach einem zarten Antippen auf dem Display des Mobiltelefons. „Und mit dem Schieberegler hier lässt sich auch die Helligkeit einstellen”, spricht’s und mit einer kleinen Fingerbewegung leuchten die Lampen heller. Etwa dann, wenn die Wetterstation auf dem Hausdach die Sonneneinstrahlung erfasst hat und wie von Geister hand die Jalousien herunterfahren. Ein Mindestmaß an Helligkeit ließe sich aber auch programmieren. Die Computertechnik „vergisst” auch kein geöffnetes Fenster. Das macht nur der Mensch, der wiederum nach 15 Minuten mit einer automatischen Durchsage von der elektronischen Datenverarbeitung an sein Versäumnis erinnert wird. „Wenn bei einer vorher eingestellten Außentemperatur ein Fenster länger als zehn oder 15 Minuten offen steht oder gekippt ist, meldet sich die Anlage. Die Durchsage wird auch wiederholt, erläutert der Hausherr. Automatisch verschließen sich die Fenster nicht. Technisch wäre das kein Problem, dazu müssten nur entsprechende Elektromotoren und eine Mechanik installiert werden. Das Bedürfnis nach Sicherheit ist ein bedeuten- der Aspekt im „Smart-Home”-Konzept. Um diese Sicherheit zu erreichen, benachrichtigen verschiedene Erleichterungen haben. Darüber hinaus sollen Sensoren und Computertechnik den sich abzeichnenden P ege- Gau verhindern, wächst doch in den nächsten zwei Jahrzehnten der Anteil der älteren und damit p ege bedürftigen Menschen rapide an. Bewegungsmelder lugen von der Zimmerdecke in die einzelnen Räume. Ein kleiner grauer Kasten steht auf seinen stelzenartigen Kontakten auf dem Boden im Badezimmer und schlägt Alarm, wenn das Waschbecken übergelaufen ist. Nottasten in der Wand neben dem Haltegriff der Badewanne benachrichtigen den Rettungsdienst. Die Haustüre kann per Smartphone im Notfall für den Rettungsdienst geöffnet werden. Ein Rauchmelder in der Küche informiert einerseits den Notdienst und die Angehörigen, schaltet aber anderer- seits den Herd ab. Möglich ist auch eine Kontaktmatte vor das Bett zu legen. Dann schalten sich für eine vorher gewählte Zeit die Lampen im Flur und der Toilette an. Sensoren am Kühlschrank oder der Mikrowelle infor- mieren die Angehörigen, dass sich die betagten Eltern eine Mahlzeit zubereitet oder ausreichend getrun- ken haben. Die Liste lässt sich fortsetzen. So ist eine Wohnung in Berlin zu Demonstrationszwecken mit über 80 Sensoren ausgerüstet. Der Erfolg und die rasante Entwicklung dieser Technik gehen vor allem auf soziologische, aber auch sozio demogra sche Entwicklungen zurück: Treibende Kenn zeichen sind die digitale Vernetzung, der Wunsch nach mehr Komfort und Energieef zienz, die Alterung der Gesellschaft und ein steigendes Umweltbewusstsein. Diese Trends erkennen auch immer mehr Unternehmen. So war das Thema "Smart Home und vernetzte Technik" bei der Internationalen Funkausstellung in den ver- gangenen Jahren der Schwerpunkt vieler Aussteller. SMART HOME Ein Display gibt Aufschluss darüber, welche Lampen angeschaltet, welche Fenster und Türen offen oder geschlossen sind. In Smart Homes sind Geräte miteinander vernetzt und über das Internet jederzeit steuerbar. Sicherheit im Alltag: Der Sensor übermittelt auf das Smartphone, ob das Waschbecken oder die Badewanne übergelaufen ist. Der Wasserhahn kann mit einem Magnetventil versehen und via Internet geschlossen werden. SMART HOME „MEIN HAUS SPRICHT MIT MIR” COMPUTER GEGEN PFLEGE-GAU 10 11 AUSGABE 03 | 11.2016
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