suec-kundenmagazin-pol-05
Das Thema „Saubere Luft“ beherrscht die Diskussion. Nach dem „Dieselgate“ und eventuellen Fahrverboten vergeht kaum ein Tag, ohne dass über Stickoxide geredet wird. Eine Hauptquelle für Stickoxide in der Atmosphäre sind Abgase, die bei der Verbrennung fossiler Brennstoffe, wie Kohle oder Öl, entstehen. In Europa gebe es jährlich 10.000 Todesfälle im Zusam- menhang mit dem Ausstoß von Feinstaub durch Diesel- motoren. Das ergab eine Studie von Forschern aus vier EU-Ländern, die im britischen Fachblatt „Environmental Research Letters“ erschienen ist. Dieselmotoren stoßen weniger klimaschädliches Kohlendioxid (CO 2 ) aus als Ottomotoren, dafür aber deutlich mehr Stickoxide. Stickoxide tragen zur Bildung von Feinstaub bei, der in die Lungen und in den menschlichen Blutkreislauf eindringt und Atemwegsbeschwerden verursachen kann. Auch Sehprobleme, Appetitlosigkeit, angegriffene Zähne und Kopfschmerzen werden auf Stickoxide zurückgeführt, die zudem zur Bildung von saurem Regen beitragen. Die Energiewende ist bislang eine Stromwende. Um das Aufheizen der Atmosphäre zu begrenzen muss Kohlen dioxid vermieden werden. Um die Gesundheit der Menschen zu schützen gilt dasselbe für Stickoxide. In Coburg unternimmt die SÜC verschiedene Anstreng ungen, diese Ziele zu erreichen. Manche Maßnahmen dauern schon seit Jahrzehnten an. Fernwärme Seit 60 Jahren betreibt die SÜC ein Fernwärmenetz. Damals war die Wärmeversorgung des Coburger Schlachthofes und des SÜC-Busdepots mit Wärme ein Abfallprodukt aus der Stadtgaserzeugung. In den 50er- Jahren wurde Rohkohle zu Stadtgas umgewandelt. Aus der Kohlevergasung blieben gewaltige Mengen Koks übrig. Mit dem Koks wurde eine Heißluftturbine im frühe- ren SÜC-Heizkraftwerk angetrieben. Sie lieferte Wärme und Strom. Fernwärme ist schon längst kein Abfallprodukt mehr, hat aber in Coburg mit Abfall zu tun. Seit 1989 das Müllheizkraftwerk (MHKW) im Stadtteil Neuses in Be- trieb gegangen ist, verwandelt sich Siedlungsabfall in Wärme und Strom. Rund 135.000 Tonnen Abfall aus den Städten und Landkreisen Coburg, Kronach und Lichtenfels werden jedes Jahr verbrannt. Das Müllheiz- kraftwerk und seine Filtersysteme sind viel effektiver als individuelle Heizungen. Erst im Sommer sind die Filter im MHKW erneuert worden. Hocheffiziente Kraft-Wärmekopplungsanlagen erzeugen im MHKW des Zweckverbandes für Abfallwirtschaft hei- ßes Wasser für die Fernwärme und Strom. Mit Inbetrieb nahme des Müllheizkraftwerkes erhielt die Fernwärme den Primärenergiefaktor 0 und ist damit regenerativen Energien zu 100 Prozent gleichgestellt. Gebäude, die an dem 20 Trassenkilometer langen Fernwärmenetz ange- schlossen sind, erreichen damit schon heute die für 2050 gesetzten Ziele des Pariser Klimaschutzabkommens. Dieses wurde übrigens als eines der wenigen Gesetzes- eingaben einstimmig im Bundestag beschlossen. Jedes Jahr investiert die SÜC eine halbe Million Euro in die Erneuerung sowie etwa eine Million Euro in den Aus- bau des Fernwärmenetzes. Solarthermie/Erdgas Von allen fossilen Energieträgern entsteht bei der Verbren- nung von Erdgas am wenigsten CO 2 und am wenigsten Stickoxide. Für die Wohnungswärme und Warmwasser- bereitung lässt sich kostengünstige Erdgas-Brennwert- technik ideal mit thermischen Solaranlagen kombinieren. Erdgas steht zur Wärmeversorgung zuverlässig zur Ver fügung. Sonnenenergie kann einen guten Teil dazu bei- tragen, CO 2 zu vermeiden. In den Sommermonaten heizt die Solaranlage das Wasser, in den Übergangszeiten sowie im Winter steuert die Erdgasheizung flexibel die benö- tigte Wärme bei. Das heißt, bis zu 40 Prozent weniger Energieverbrauch und deutlich geringerer CO 2 -Ausstoß sowie eine spürbare finanzielle Entlastung. Bei der Um- stellung auf Erdgas oder in Neubauten gibt es attraktive Fördergelder. 11 Wärmepumpe/Erdgas Wärmepumpenheizungen mit Erdgas sind die idealen Wärmelieferanten für Häuser mit geringem Heizbedarf. Sie nutzen Umweltwärme aus der Luft, Erde oder Sonne. Durch die hohen Wirkungsgrade, den geringen Energie verbrauch und die Senkung des CO 2 -Ausstoßes ist die Gaswärmepumpe eine ökologische und wirtschaftliche Alternative – nicht nur im Neubau. Etwa 25 Prozent der ein- gesetzten Energie kommen direkt aus der Natur ins Haus. Brennstoffzelle/Erdgas Brennstoffzellen sind die effizienteste Form der Kraft- Wärmekopplung. Sie wandeln Energie elektrochemisch in Wärme und Strom um. Der im Erdgas enthaltene Wasserstoff wird über einen sogenannten Reformer ab getrennt. Zwischen den Elektroden in der Brennstoffzelle wird Spannung aufgebaut, so dass Strom fließt. Dabei verbindet sich der Wasserstoff mit dem Sauerstoff aus der Luft. Bei diesem Vorgang entsteht Wärme. Der selbst produzierte Strom deckt bis zu 60 Prozent des eigenen Strombedarfs. Überschüssiger Strom kann ins öffentliche Netz gegen eine Vergütung eingespeist werden. Blockheizkraftwerke (BHKWs) BHKWs erzeugen gleichzeitig Strom und Wärme. Ein Verbrennungsmotor – dieser kann mit Erdgas, Heizöl oder Bio- bzw. Klärgas betrieben werden – treibt einen Generator an. Die Abwärme wird zur Heizung und Warmwasserbereitung genutzt. Während konventionelle Stromerzeuger nur etwa 40 Prozent der im Brennstoff gespeicherten Energie nutzen können, erreichen BHKWs Wirkungsgrade von bis zu 90 Prozent. Wenn sie die Kon densationwärme im Abgas nutzen sogar über 100 Prozent. Blockheizkraftwerke rechnen sich, wenn ein Grundwärme- bedarf mehrere Monate im Jahr besteht. Ideal ist, wenn gleichzeitig ein Eigenbedarf an elektrischer Energie benötigt wird. Der Spitzenbedarf wird mit einem Gas brennwertkessel gedeckt. Die SÜC bietet Blockheiz kraftwerke über Contracting-Verfahren an. „Wir liefern, installieren und warten die Anlage. Der Kunde bezahlt nur Wärme und gegebenenfalls den direkt gelieferten Strom und muss sich ansonsten um nichts kümmern, nicht einmal um den Kaminkehrer“, beschreibt SÜC-Abteilungsleiter Heiko Baumann die Vorteile. Etwa 20 solcher Anlagen betreibt die SÜC. Auch als Herzstück eines Nahwärmenetzes eignet sich ein Blockheizkraft- werk. Dabei werden mehrere Gebäude von einem BHKW mit Wärme und Strom versorgt. SÜC-Busse: sauber mit Erdgas unterwegs Um die Luftqualität in den Straßen der Coburger Alt stadt zu verbessern, sind zwölf Fahrzeuge der SÜC- Stadtbusflotte mit Erdgasantrieb unterwegs. 2001 erhielt der erste Bus mit dem charakteristischen Buckel auf dem Dach seine Zulassung. Unter einer Haube sind dort die Gastanks untergebracht. In den Zylindern wird statt eines Diesel-Luft-Gemischs ein Erdgas-Luft-Gemisch ver- dichtet, gezündet und verbrannt. Krebserzeugende Rußpartikel gibt es bei einem Erdgasfahrzeug nicht. Noch ist die Mehrzahl der Stadtbusse mit einem Diesel motor unterwegs. Elf Fahrzeuge entsprechen der Euro-6- Norm und sind ausnahmslos mit der AdBlue-Technik ausgestattet. Weitere 13 Busse entsprechen dem EEV- Standard. Die AdBlue-Lösung reduziert Stickoxide (NOx) bei Dieselmotoren um bis zu 90 Prozent. Auch die neu- eren Nutzfahrzeuge des CEB sind mit schadstoffarmen Motoren versehen. Elektro-Fahrzeugflotte Bei Pkw und leichten Nutzfahrzeugen setzt die SÜC auf Elektro-Fahrzeuge. „Das ist natürlich vom Einsatzzweck, der Reichweite und den Lademöglichkeiten unterwegs abhängig“, so der Hauptabteilungsleiter der Verkehrs- betriebe, Raimund Angermüller. Ladesäulen – darunter zwei Schnellladesäulen – stehen auf dem Gelände der SÜC für Betriebs- sowie Kundenfahrzeuge mit Elektroantrieb zur Verfügung. Solarthermie in Verbindung mit ei- ner effizienten Erdgasheizung trägt zu sauberer Luft über Coburg bei. NACH DER ENERGIEWENDE DIE WÄRME- UND VERKEHRSWENDE SAUBERE LUFT SAUBERE LUFT Viele Stadtbusse fahren mit Erdgas und vermeiden Stickoxide. In den Erhalt und Ausbau der ökologischen Fern wärme investiert die SÜC regelmäßig. 10 AUSGABE 05 | 12.2017
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