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ENERGIE-MIX STABWECHSEL IN DER HAUPTABTEILUNG GAS/WASSER/VERMESSUNG Große Rohre und lange Rohre bauen, Öl-Pipelines eben, das war das Ziel von Berthold Lendner am Start seines Berufslebens mit Mitte Zwanzig. Den Arbeitsvertrag hatte der gebürtige Schweinfurter quasi unterschrieben, aber dann machte eine politische Krise alle Pläne zunichte – die Pipeline wurde nicht gebaut. Stattdessen trat der junge Ingenieur bei den Städtischen Werken – Überlandwerken Coburg im April 1978 eine Stelle in der Gas- und Wasserversorgung an. Nach 40 Jahren geht der Hauptabteilungsleiter der Sparte Gas/ Wasser/Vermessung und Stellvertreter des Geschäftsführers in den Ruhestand. „An Silvester um Mitternacht ist Schluss“, stellt Berthold Lendner fest. In den vergangenen vier Jahrzehnten hat Berthold Lendner alle Facetten der Gas- und Wasserversorgung von Coburg erlebt – und mit geprägt. „Das war nur möglich als Mannschaftsleistung“, stellt er fest. „Wir können am Schreibtisch alles Mögliche planen – aber ohne Monteure, ohne kompetente Mitarbeiter auf den Baustellen gibt es keine positiven Ergebnisse.“ Dieser Standpunkt stammt aus der Lehrzeit von Berthold Lendner. Mit 14 Jahren begann er eine Ausbildung als Installateur und Klempner. Ein Berufsschullehrer habe ihn dazu gebracht, das Abitur auf dem zweiten Bildungsweg nachzuholen, neben der Arbeit zu büffeln und an der Hochschule Braunschweig/Wolfenbüttel ein Ingenieurstudium zu absolvieren. Ein Zufall ließ Berthold Lendner den Weg an die Itz anstatt an den Persischen Golf einschlagen. Nachdem der Job in Saudi- Arabien geplatzt war, „lag an der Hochschule neben einem Kopiergerät ein Blatt mit Nachrichten des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI), darauf die Stellenausschreibung der SÜC. Da hab’ ich mich beworben.“ Ein halbes Jahr nach dem Eintrittsdatum am 1. April 1978 stand das erste von vielen anderen großen Projekten an: Unter Lendners Ägide entstand eine neue Wasserhauptleitung in der Löwen- und Viktoriastraße. Zwei Jahre später wurde der Coburger Stadtteil Bertelsdorf ans Erdgasnetz angeschlossen. Die Gas- und Wasserabteilung der SÜC war 1987 stark gefordert: Das Wasserwerk in der Wiesenstraße wurde durch einen Neubau in Cortendorf ersetzt. „In kürzes- ter Zeit haben wir die Hauptversorgungsleitung für die neue Situation umgebunden. Das war sozusagen eine Operation am offenen Herzen, denn die Versorgung mit Trink- und Löschwasser musste immer gesichert sein.“ Aber auch Rückschläge und harte Zeiten gab es: Einmal ereignete sich eine Gasexplosion am Kiosk in der Leopoldstraße, ein weiteres Mal im Baumschulenweg. Die Umgründung des Eigenbetriebs Städtische Werke in die GAS UND WASSER IM WANDEL DER ZEIT In den vergangenen 40 Jahren haben sich die Gas- und Wasserversorgung der SÜC stark gewandelt. Ende der 70er-Jahre mussten viele Bauteile noch selbst angefertigt werden. Heute ist das Materialangebot aus- gereift und Serienprodukte verfügbar. Der Arbeits- schutz steckte damals in den Kinderschuhen, heute hat er einen hohen Stellenwert. Umfasste die Sicher- heitsunterweisung 1978 zwei DIN-A4-Blätter und dau- erte 90 Minuten, ist nun ein Buch mit 130 Seiten in einer Woche zu bearbeiten. Vor 40 Jahren bestimmten harte körperliche Arbeit und wenige Maschinen den Arbeitsalltag, heute bewältigen weniger Mitarbeiter mit hochwertiger Ausrüstung immer mehr Arbeit, sind aber einer höheren psychischen Belastung ausgesetzt. 1978 waren im Gas- und Wasserbereich 44 Mitarbeiter tätig, heute sind es 29. In Saudi-Arabien sollte die berufliche Karriere von Berthold Lendner eigentlich starten. Tatsächlich kam er zur SÜC und aus den ursprünglich geplanten „zwei bis vier Jahren sind vier Jahrzehnte geworden“. SÜC GmbH bedeutete manche interne Auseinandersetzung. „Heute weiß man, wie wichtig und richtig angesichts der liberalisierten Energiemärkte dieser Schritt war.“ Anders sieht Bertold Lendner den Wasserbereich. „Hier geht es um Daseinsvorsorge, da dürfen und können wirtschaftliche Aspekte nicht die alleinige Priorität haben.“ Das Grundwasser hat er seit vielen Jahren enthusiastisch geschützt und so auch für sauberes und unbelastetes Trinkwasser in und um Coburg gesorgt. Seine Überzeugungen weiß Berthold Lendner stets zu vertreten, „meine direkte Art hat mir nicht nur Freunde beschert“, ist er sich auch selbstkritisch bewusst. Die Gasversorgung wird im nächsten Jahrzehnt noch über- wiegend fossilen Ursprungs sein, dann aber wird der unre- gelmäßig mit Wind und Photovoltaik erzeugte Strom in Gas umgewandelt und als Energie (Power-to-Gas) bes- ser speicherbar sein, so der Blick in die Zukunft. Diese Herausforderung wird die SÜC meistern, ist Berthold Lendner überzeugt. Einerseits rückt mit Jürgen Zimmerlein ein erfahrener SÜC-Mitarbeiter nach, andererseits haben gerade die kleinen und mittelgroßen Stadtwerke auch in den liberalisierten Energiemärkten ihre Bedeutung behaup- ten und ausbauen können. Mit dem Ruhestand wird der Sport wieder regelmäßig ins Leben von Berthold Lendner einkehren. Auch die eingeros- teten Englischkenntnisse wird er wieder aktivieren. „Aber wichtig ist mir eine Mentoren- und Fördererrolle für Jugendliche, um deren Talente freizulegen.“ Anfang der 80er-Jahre erprobte die SÜC neue Mate- rialien und Werkstücke. An einer Hochdruckwasser- leitung am Festungsberg schiebt Berthold Lendner eine Gummimanschette über den Rohranschluss. WASSERVERSORGUNG 1978 2017 Wasserabgabe 3 Mio. Kubikmeter/Jahr 4,1 Mio. Kubikmeter/ Jahr Netzlänge 208 km 408 km Hausanschlüsse ca. 8.900 Stück 16.300 Stück versorgte Einwohner ca. 46.000 63.000 GASVERSORGUNG 1978 2017 Gasabgabe 193 Mio. kWh/Jahr 500 Mio. kWh/Jahr Netzlänge 133 km 261 km Hausanschlüsse 4.500 9.200 Wasserversorgung Dörfles-Esbach, Lautertal, Grub am Forst, Niederfüllbach, Weidhausen; Weitramsdorf und Neu-Neershof kamen hinzu Gasversorgung Lautertal, Ahorn, Beiersdorf, Weidach, Bertelsdorf und der Milchhof Wiesenfeld kamen hinzu; Netzübernahme in Seidmannsdorf, Lützelbuch, Rögen, Creidlitz und Großheirath „AN SILVESTER UM MITTERNACHT IST SCHLUSS” 30 31 AUSGABE 05 | 12.2017 ENERGIE-MIX

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