suec-kundenmagazin-pluspol-ausgabe-07-2018-web
9 INTERVIEW MIT GERHARD KNOCH (DIPL.-ING. FH) LEITER DER STRASSEN- UND BRÜCKENABTEILUNG IM CEB Mitte August ist die Morandi-Brücke im italienischen Genua eingestürzt. Welche Gedanken hatten Sie als Sie die Nachrichten aus Italien gesehen haben? Neben dem Schock und der Bestürzung wegen der vielen Todesopfer und Verletzten dieses Unglücks ging mir auch durch den Kopf, „ich möchte nicht derjenige sein, der für die Prüfung der eingestürzten Brücke verantwortlich ist“. In Deutschland wie in Italien gibt es Vorschriften, wie und wie oft solche Bauwerke zu kontrollieren sind. Niemand stellt so ein Bauwerk hin und überlässt es sich selbst. Kreisen die Gedanken dann auch um die „eigenen“ Bauwerke, beispielsweise die Mohrenbrücke oder die Straßenbrücken an der Südzufahrt? Das passiert selbstverständlich, das ist so ein Reflex. Aber wir nehmen die vorgeschriebenen Prüfungen unserer Brücken, Stützmauern und Straßen sehr ernst. Daher bin ich bei diesem Thema, was Coburg angeht, sehr beruhigt. Wir mussten aus Gründen der Sicherheit noch nie eine Brücke sperren. Natürlich haben wir manchmal die maximal zuläs- sige Tonnage heruntergesetzt. So bei der Mohrenbrücke. Dort beträgt die Obergrenze aktuell 16 Tonnen. Achtet der Entsorgungs- und Baubetrieb auch auf die Schächte und Kanäle? In unseren Straßen sind eine Unmenge Kabel, Rohrleitungen und Schächte vorhanden. Das reicht vom Hausanschluss für Gas, Wasser, Strom, Datenleitung und geht bis hin zur Hauptwasser- und Fernwärmeleitung sowie Abwasserkanal. Jeder Betreiber dieser Leitungen ist verpflichtet, ebenso wie wir, seine Bauwerke zu kontrollieren und gegebenen- falls instand zu setzen. Wenn wir Hinweise auf Schäden an solchen fremden Sachen haben, benachrichtigen wir die Besitzer und drängen auf Reparatur. Wird man angesichts von insgesamt 68 Brücken, 33 Stützmauern und rund 200 Kilometern Straßen in Coburg jemals fertig mit Reparaturen oder Sanierungen? Nein. Unterhalt und Wartung sind ein unendliches Arbeitsfeld. Klar ist, Geld und Personal hat man nie genug. Wir müssen mit den Ressourcen auskommen, die wir von der Stadt zugeteilt bekommen. Belastender ist vielmehr, dass die Mitarbeiter des CEB bei den Arbeiten immer öfter beschimpft werden. Straßensperrungen oder Einschränkungen wegen Bauarbeiten machen wir nicht zum Spaß. Dass ordentliche und intakte Straßen nicht über Nacht entstehen, sollte jedem eigentlich klar sein. Dazu kommt noch, dass immer mehr Autofahrer die Schilder ignorieren und trotzdem in die gesperrten Bereiche fah- ren. Das ist für unsere Arbeiter eine riesige Gefahr. Und solche gedankenlose Zeitgenossen gefährden auch sich selbst. Schließlich sind Baumaschinen im Einsatz, ganz zu schweigen von den offenen Baugruben. TAG DER OFFENEN TÜR Mehrere Tausend Menschen bevölkerten am letzten Sams- tag im September das Betriebsgelände der SÜC an der Bamberger Straße sowie den Wertstoffhof des CEB in Coburg-Neuses. Nach etlichen Jahren hatten die Städti- schen Werke und der Coburger Entsorgungs- und Baube- trieb wieder zu einem Tag der offenen Tür eingeladen. Das Programm aus Informationen und Unterhaltung rund um Strom, Wasser, Gas, Fernwärme, Straßenbau und -unterhalt sowie Müllabfuhr und Busbetrieb kam bei den vielen Besu- chern sehr gut an. Wie ein Kanalspülfahrzeug funktioniert oder mit Hilfe eines Bohrspülgerätes Leitungen unterirdisch ohne Aufgraben verlegt werden können, wurde ebenso gezeigt wie ein Saugbagger bei der Arbeit. Schnellste Kommunikation mittels Glasfasertechnik war ein Thema oder Probefahrten mit E-Autos aus dem SÜC-Fuhrpark. E-Mobilität war für Kinder der große Renner auf dem Parcours für Elektro- scooter oder an der Carrera-Rennbahn. Anstelle von Dosen waren Mini-Mülltonnen im Wertstoffhof das Ziel, welches mit Bällen abgeräumt werden musste. Die Bobbycar- Rennstrecke, ausgestattet mit Ampeln, Verkehrsschildern und Straßenmarkierungen zog die Kinder in ihren Bann. Wer einen Stadtbus einmal ohne jedes Risiko steuern wollte, konnte dies mit einem Busfahrsimulator ausprobieren. Drei Bildschirme vermittelten einen realistischen Eindruck, am Steuer eines Stadtbusses zu sitzen und das Gefährt durch die Straßen zu chauffieren. Fahrersitz, Lenkrad, Armaturen – alles wie im richtigen Leben. Wenn der Rechner „Unfall“ anzeigte, waren abgefahrene Autotüren oder rasierte Ver- kehrszeichen nur in der virtuellen Welt passiert. Um die Besucher von der Bamberger Straße nach Coburg- Neuses und zurück zu bringen, war der historische Bus der Firma Haida-Reisen aus Neustadt gechartert worden. Mit seinem Baujahr 1952 war der rot-schwarze Daimler Benz O 3500 älter als viele Fahrgäste. Der Dieselmotor des Old- timers leistet 90 PS und beschleunigt den früheren Linien- bus auf maximal 80 Stundenkilometer. Die Motorhaube und die rundliche Karosserie zauberten bei den Fahrten durch die Stadt und dem Zwischenstopp am Theaterplatz stets ein Lächeln auf die Gesichter der Passanten. Im Wertstoffhof in Neuses zeigte der Entsorgungs- und Baubetrieb die ganze Palette seiner Fahrzeuge und Ma- schinen. Auf dem Beifahrersitz war stets Platz, um eine Runde mit der Kehrmaschine zu drehen, mit sachkundiger Hilfe einen Haufen Erde weg zu baggern oder einen Blick ins Innere eines Müllautos zu werfen. Der Winterdienst zeigte vom schweren Schneepflug bis zum Kleinräumgerät wie Straßen und Wege von Eis und Schnee befreit werden. Weiße Mülltonnen gibt es sonst nicht. Seit dem Tag der offenen Tür jedoch hat der Coburger Entsorgungs- und Baubetrieb einige Dutzend davon im Lager. Mit Pinsel und Farbe verwandelten die Besucher die blütenweißen Ton- nen in unverwechselbare Einzelstücke. Für SÜC-Geschäftsführer Wilhelm Austen war der Tag der offenen Tür die optimale Veranstaltung um zu zeigen, „wer auf welche Weise garantiert, dass die Ver- und Entsorgung zukunftssicher und reibungslos rund um die Uhr funktionie- ren“. Etwa 600 Mitarbeiter in den unterschiedlichsten Funkti- onen und Berufsbildern sind bei der SÜC und dem CEB tätig. 8 AUSGABE 07 | 11.2018 STRASSEN-, BRÜCKENÜBERWACHUNG TAG DER OFFENEN TÜR
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