Pluspolausgabe_10_2020

Etwa so groß wie eine Zigarettenschachtel ist das weiße Käst- chen, das Andreas Kücker an der Wand in einem Klassenraum der Staatlichen Realschule Coburg I Am Glockenberg installiert. Fünf Sensoren verbergen sich darin. Eine Messzelle ermittelt regelmäßig den Gehalt von Kohlenstoffdioxid in der Raumluft. Übersteigt der Gehalt von CO 2 den eingestellten Grenzwert, wechselt eine Ampel von Grün auf Rot. „Fenster auf, Frischluft ist nötig“ heißt es. Ein hö- herer Sauerstoffgehalt in der Raumluft sorgt für besseres Lernen, und frische Luft ist auch gesünder, besonders im Zeitalter des Co- rona-Virus. Hier hilft regelmäßiges Lüften nach allgemeiner medi- zinischer Lehrmeinung, das Infektionsrisiko zu verringern, da durch den Luftaustausch die Viruslast im Raum sinkt. Die Daten des Sen- sors werden über die Funktechnologie LoRaWAN an das Rechen- zentrum der SÜC gefunkt und können dort gespeichert werden. Die SÜC und ihre Tochterfirma süc//dacor bauen derzeit ein LoRaWAN-Netz für Coburg auf. Erste Pilotanwendungen in der Region sind im Einsatz. An 20 Stellen in der Stadt und im Land- kreis Coburg sind die kleinen, unauffälligen Sensoren installiert. Temperatur und Luftfeuchtigkeit funken die Sensoren von der Veste Coburg, vom Schlossplatz in Meeder und von Kloster Banz ins Rechenzentrum. Aber auch von der Coburger Hütte des Al- penvereins auf 1.920 Meter Höhe bei Ehrwald in Österreich sind diese Wetterwerte während der Sommersaison verfügbar. LoRaWAN steht für Long Range Wide Area Network. Damit können geringe Datendurchsätze von Sensoren, Zählern (Was- ser, Gas, Strom, Wärme) oder Messinstrumenten kostengünstig übertragen werden. Mehrere Jahre lang versorgen zwei kleine Batterien den Sensor. „Neben Temperatur, Luftfeuchte oder dem Verbrauch von Gas, Wasser und Strom erfassen die Geräte auch die Helligkeit sowie Bewegung und eben auch den CO 2 -Gehalt“, erklärt Andreas Kü- cker. „So haben wir bei einer Kollegin einen Sensor in einem Blu- mentopf untergebracht. Wenn es an Wasser mangelt, bekommt die Mitarbeiterin eine E-Mail mit dem Text »Liebe Grüße, deine Blume. Bitte gieß mich!«“. Das will das Coburger Grünflächen- amt einsetzen und Blumenrabatten sowie Neuanpflanzungen mit dieser Technik versehen. „So kann Wasser gespart werden“, erläutert Kücker. Der Sportplatz des SV Ketschendorf in Coburg wird auf diese Weise schon überwacht. In Rechenzentren kann die Einhaltung der Raumtemperatur überwacht werden. WeitereAnwendungsmöglichkeiten im täglichen Leben, imöffentli- chen Raum und in der Industrie sind unter anderem Parkraumüber- wachung, Alarmierung bei Wasser, Frequenzzählung von Fahrzeu- gen zur Staumeldung, Abfragen des Schließzustands von Türen oder Fenstern, Messen des Füllstands von Abfalltonnen oder Silos, Ablesen von Verbrauchszählern und der Einsatz als Umweltsenso- ren. InWüstenahorn, demCallenberger Forst und auf demBausen- berg ermitteln Sensoren die Bodenfeuchtigkeit. Die Daten helfen Förstern und Waldbauern bei der Auswahl neuer Bäume, bei der Verjüngung von Beständen oder bei der Durchforstung. Geballte Technik auf kleinstem Raum. Die Sensoren in dieser kleinen Schachtel erfassen CO 2 , Helligkeit, Temperatur, Wärme und Bewegungen im Raum. Die LoRaWAN-Technik überträgt die Daten zu süc//dacor. Gleichzeitig wird ein Lichtsignal aktiviert, das über einen zu hohen Kohlenstoffdioxid-Anteil in der Raumluft informiert. LoRaWAN Kleine Schachtel – große Reichweite SERIE 22 AUSGABE 10 | 12.2020 Lesen Sie im nächsten +Pol wie LoRaWAN die digitale Heizkostenabrechnung möglich macht. Im darauffolgen- den Heft werden sogenannte Bürgersensoren Thema sein.

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