HIER STEHT DIE RUBRIK INSTRUMENTENBAUER FRANK HEBING 15 | 06.2024 23 Schmuckstücke, die er daraus fertigt, wird vielfach in den Medien berichtet. Gitarren unterschiedlicher Größe, akustisch oder verstärkt, für Rechts- und Linkshänder, aus alten Champagnerkisten, Surfboards, Holzdielen, Blechdosen oder Benzinkanistern. Nichts, was unter Hebings Händen nicht kunstvoll zum Klingen gebracht wird. Der Schriftzug „Frank Guitars“, der in geschwungener Brandschrift den Hals der Instrumente ziert, erinnert an den legendären FenderSchriftzug. Den Klangvergleich scheut Hebing nicht: Zwei seiner Instrumente nehmen es live mit einer 24 Jahre alten Fender- Gitarre auf, einem Geschenk seiner Frau. Zuerst spielt er das Modell „Seßlacher Alte Schmiede“; ein warmer, weicher Klang erfüllt den Raum. Die zweite Runde bestreitet ein Instrument aus einem alten Benzinkanister, dessen Western-Banjo-Sound sofort begeistert. Mit jedem Instrument, das der Gitarrenbauer von der Wand nimmt, wächst die Überraschung darüber, wie reich der Sound und wie hochwertig die Verarbeitung des Ausgangsmaterials gelungen sind. Die „Exotenstücke“ sind besonders reizvoll: Eine Zuschauerin aus Fürth wünschte sich nach einer TV-Reportage eine Gitarre aus einem alten Fahrrad für ihren Mann. Hebing verbaute kurzerhand Teile von dessen erstem Liegerad zum Instrument. Man ahnt bereits: Der Aufwand für den Eigenbau ist immer deutlich höher als in der klassischen Fertigung. Der Preis variiert je nach Aufgabenstellung und Ausgangsmaterial. Der Seßlacher fertigt seine Stücke auf Anfrage und verkauft seinen Bestand über Mundpropaganda, die eigene Webseite oder in regionalen Showrooms, die ihm zeitweilig zur Verfügung gestellt werden. Für Hebing bleibt das jedoch ein Nebenverdienst. „Davon leben könnte ich nur schwer. Der eigentliche Reiz für mich ist, ungewöhnliche Instrumente zu bauen – jedes ist ein echtes Unikat. Früher wurde altes Material für jeden Zweck wiederbenutzt. Das ist heute nicht mehr so, und ich möchte an dieses alte Selbstverständnis anknüpfen und jedem Kunden die eine, für ihn bestimmte Gitarre bauen, die seine Individualität unterstreicht.“ Der Eigenbau überzeugt auf ganzer Saite – im Übrigen auch die vielen Workshopteilnehmer, die bei Hebing schon einen Gitarrenbau-Workshop mitgemacht haben. Die meisten kommen wieder. Auf den Coburger Designtagen leitete er bereits mehrfach Workshops mit Erwachsenen und Jugendlichen zum Gitarrenbau aus Havannakisten. Hebing erläutert: „Im letzten Jahr erhielt ich eine Förderung durch den Innovationsfonds Kultur der Coburger Wirtschaft. Deshalb konnte ich meine Kurse für Erwachsene und Kinder um die Hälfte rabattieren. Insgesamt 60 Teilnehmer waren 2023 dabei – die Älteste mit 77, die Jüngste mit 2,5 Jahren!“ Die Nachfrage für neue Kurse, insbesondere für Kinder, ist hoch. Für Hebing ist das eine Herzensangelegenheit: Die musikhandwerkliche Arbeit macht er am liebsten mit dem Nachwuchs und leitete bis zuletzt eine Werkstatt für Menschen mit Behinderung. Neue Workshops sind für 2025 in Planung. Hebings Blick geht voraus: „Mein absoluter Traum wäre es, eine Jugendwerkstatt zu leiten.“ Bis es vielleicht so weit ist, bleibt er voller Begeisterung auf der Suche nach neuem Klangmaterial.
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