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Mit dem Koks wurde eine Heißluftturbine befeuert. Die Heißluftturbine als Kraft-Wärme-Kopplungsanlage (KWK- Anlage) wandelte die Energie aus dem Koks in Strom und Wärme um. Um die erzeugte Wärme zu nutzen, wurde ein Fernwärmenetz aufgebaut. Eine der ersten Fernwärmetrassen verlief in der Uferstraße bis zur Ernst-Faber-Straße. Die Städtischen Verkehrsbetriebe, welche sich damals in der Ernst-Faber-Straße befanden, sowie der Städtische Schlachthof wurden über die 1.100 Meter lange Fernwärmetrasse versorgt. Eine zweite Trasse wurde im Mühldamm verlegt. So konnte das Alexandrinenbad als eines der ersten öffentlichen Gebäude in Coburg mit Fernwärme versorgt werden. Da die Fernwärme in Coburg aus hocheffizienten KWK- Anlagen erzeugt wird, ist sie besonders umweltfreund- lich. Sie wurde im Jahr 2013 mit dem Primärenergiefaktor f p, FW -0,00 zertifiziert. Das bedeutet, dass die Fernwärme in Coburg den regenerativen Energien zu 100 Prozent gleichgestellt ist. Fernwärmeversorgte Gebäude errei­ chen heute schon die für das Jahr 2050 gesetzten Klimaschutzziele der Bundesregierung. Die Bescheini- gung des Primärenergiefaktors wurde kürzlich aktua- lisiert. Sie steht auf der SÜC-Homepage zur Verfügung. In den nächsten Jahren und Jahrzehnten ist für Stefan Schneidawind der Ausbau des Coburger Fern- wärmenetzes im Norden der Stadt vorstellbar. Auch die künftigen Gebäude auf dem Gelände des einstigen Güterbahnhofes sollen mit Fernwärme versorgt werden. Ein weiteres Feld ist die dezentrale Fernwärme. Dabei produzieren Blockheizkraftwerke in größeren Gebäude- komplexen wie der Hochschule Coburg, in Industrie- bauten oder Hallenbädern die Wärme vor Ort und speisen sie in deren lokales Heizungssystem ein. Für den Notfall, bei Leitungsschäden und anderen Havarien, steht eine mobile Notheizzentrale bereit. Dieses Aggregat wird mit Öl betrieben. Die SÜC übernahm mit dem Aufbau des Fernwärmenetzes im Jahr 1956 die Vorreiterrolle in der Region. Im gleichen Zeitraum entstanden Fernwärmenetze in Nürnberg, Würzburg und Erfurt. Eine Fernwärmeversorgung funktioniert wie eine Zentral­ heizung in einer Wohnung, nur ist alles einige Nummern größer: In den Rohren des sogenannten Vorlaufs kommt das heiße Wasser an, durchströmt die Heizkörper und fließt durch den Rücklauf zurück. Es ist ein geschlossenes System. „Damals war der Rücklauf nicht isoliert”, so Stefan Schneidawind, „weil das Wasser abgekühlt werden musste.” Eine für heutige Maßstäbe unvorstell- bare Situation. Seit vielen Jahren schon sind die Rohre isoliert, um möglichst wenig Wärme auf dem Weg zu den Verbrauchern zu verlieren. „Trotz der Dämmschicht sind manche Straßen im Winter frei von Eis und Schnee.” Schließlich strömt Wasser mit einer Temperatur von 105 bis 115 Grad Celsius und unter Druck durch die Leitungen. In den Jahren zwischen 1975 und 1985 erfuhr das Fernwärmenetz in Coburg einen weiteren Ausbau. „Bis 1989 leistete die Heißluftturbine aus den 50er-Jahren zuverlässig ihren Dienst”, stellt Stefan Schneidawind fest. Seit dieser Zeit produziert das Müllheizkraftwerk in Coburg-Neuses aus dem Siedlungsabfall Strom und Wärme. „Das MHKW wurde deshalb damals in Coburg gebaut, weil es hier schon ein Fernwärmenetz gab.” Heute ist das Rohrsystem von Vor- und Rücklauf ins- gesamt 40 Kilometer lang. Schwächen hat die Fernwärme wenn es darum geht, größere Höhenunterschiede zu überwinden. Dazu müsste der Druck im System erhöht werden – technisch machbar, aber aufwändig. Daher beschränkt sich diese Art der Wärmeversorgung auf die Innenstadt von Coburg. „BIS 1989 LEISTETE DIE HEISSLUFTTURBINE AUS DEN 50ER-JAHREN ZUVERLÄSSIG IHREN DIENST” Stefan Schneidawind Viele Jahre prägten die riesigen schwarzen Gaskessel das Gelände der SÜC. Ende der 50er-Jahre des letzten Jahr- hunderts wurde Rohkohle vergast, in den Kesseln gespei- chert und von dort zu den Kunden geleitet. Um Koks aus der Stadtgasherstellung zu nutzen, entstand auf dem SÜC-Gelände an der Bamberger Straße 1957 das Heizhaus. Von dort erhielten der städtische Schlachthof und das ehemalige SÜC-Busdepot an der Ernst-Faber- Straße Fernwärme. FOTO: STADTARCHIV COBURG / FRANZ HÖCH FOTO: STADTARCHIV COBURG /LEO FRICK 6 7 AUSGABE 03 | 11.2016 FERNWÄRME FERNWÄRME

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