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STRASSEN UND BRÜCKEN IMMER IM BLICK FUSSMARSCH FÜR DIE SICHERHEIT E inmal proWoche laufenHeinoHäfner oder RomanPetryczka durch die Fußgängerzone in Coburg. Für Schaufenster und Auslagen haben sie keinen Blick. Die beiden Mitarbeiter des Coburger Entsorgungs- und Baubetriebs (CEB) sind allwöchent- lich für die Sicherheit in den Fußgängerzonen Coburgs unterwegs. Mit Kennerblick machen sie lose Pflastersteine aus, ausgebro- chene Fugen oder wackelnde Betonplatten. „Jeder Schaden wird notiert und, wenn die Verkehrssicherheit gefährdet ist, umge- hend repariert“, so der Leiter der Straßen- und Brückenabteilung im CEB, Gerhard Knoch. Auch Verkehrsschildern, Baustellen- absperrungen und der Möblierung gilt die Aufmerksamkeit. „Alles, was die Stadt auf öffentliche Straßen, Wege und Plätze stellt, wird beäugt“, so Roman Petryczka. Die wiederkehrenden Kontrollen erfahren eine lückenlose Dokumentation. „Straßenkontrollen sind auch aus versicherungsrechtlichen Gründen nötig“, stellt Knoch fest. „Wir haben die Verkehrssicherheit zu gewährleisten.“ Kontrolliert werden alle öffentlichen Straßen, Wege, Plätze sowie Wirtschafts- und Waldwege im Besitz der Stadt in regelmäßigen Abständen. Je größer die Verkehrsbedeutung, desto häufiger sind die Kontrollen. Mit dem spektakulären Einsturz der Autobahnbrücke in Genua mit vielen Toten und Verletzten im August sind die Inspektionen von Straßenbrücken wieder ins Bewusstsein einer breiten Öffentlichkeit getreten. Wer macht sich schon Gedanken, wenn er mit dem Auto auf einer Brücke einen Fluss überquert? Der Coburger Entsorgungs- und Baube- trieb kontrolliert ständig alle Brücken im Stadtgebiet und andere „Ingenieurbauwerke“, wie es im Jargon der Fach- leute heißt. Das sind Stützmauern oder Schilderbrücken. Es sind keine spektakulären hohen Brücken oder solche mit einer großen Spannweite, die die Ingenieure des CEB beschäftigen. 68 Brücken sind auf einer Karte des Coburger Stadtgebietes an der Wand im Büro von CEB-Ingenieur Jürgen Stammberger verzeichnet. Davon sind 16 Fuß- gängerbrücken und zwei Brücken über die ICE-Strecke Nürnberg-Erfurt im Coburger Osten. Unter die Pflicht zur Überprüfung fallen auch Brücken und Wasserdurchlässe, die als solche dem Laien kaum auffallen. So etwa der Mühlgraben parallel zur Lauter, der nahe der Coburger Stadtautobahn die Rodacher Straße in Neuses unterquert. Dazu gibt es noch viele Wasserdurchlässe von Flutgrä- ben und kleinen Bachläufen. „Das sind oft nur Betonrohre verschiedenen Durchmessers. Aber auch die weisen mit der Zeit Schäden auf oder sind dem immer höheren Verkehrsaufkommen und schweren Fahrzeugen nicht mehr gewachsen“, erklärt Jürgen Stammberger. Die Kontrolle der Brücken legt detailliert die DIN 1076 fest. Die regelmäßige und fachkundige Prüfung ist umso wichtiger, da die Verkehrsbelastung in den letzten Jah- ren stark zugenommen hat und weiter zunehmen wird. Nach einer Dokumentation des Bundesverkehrsministe- riums „ist zu erwarten, dass die Güterverkehrsleistungen auf der Straße bis 2025 nochmals deutlich ansteigen werden“. Charakteristisch für den Brückenbestand in Deutschland sei der überproportional hohe Anteil älterer Bauwerke, die in den alten Bundesländern meist in den Jahren zwischen 1965 bis 1985 errichtet wurden. „Für die Tragfähigkeit der Brücken ist nicht die Menge des Ge- samtverkehrs entscheidend, sondern die Tatsache, dass der Anteil des Schwerverkehrs in den letzten Jahren überproportional zugenommen hat und die zulässigen Gesamtgewichte für Lkw sich von 24 Tonnen im Jahr 1956 inzwischen auf maximal 44 Tonnen im kombinierten Verkehr fast verdoppelt haben“, heißt es weiter. Großer Feind der Brücken ist Streusalz. Auftausalz lässt im Lauf der Jahre den Beton zerbröseln und die Bewehrungsei- sen von Stahlbetonbauten rosten. Die Lebensdauer der sogenannten Brückenkappen – das sind die Bauteile aus Beton beiderseits der Fahrbahn – wird durchschnittlich mit 40 Jahren angenommen. Mindestens alle sechs Jahre werden Brücken bei der Hauptprüfung sorgfältig begutachtet. Mit speziellen mobilen Gerüsten können die Unterseiten von Brücken erreicht werden. „Die handnahe Prüfung bedeutet, dass dabei mit dem Hammer das Mauerwerk nach losen Stel- len abgeklopft wird“, erläutert Jürgen Stammberger. Im dreijährigen Rhythmus erfolgen weitere, weniger um- fangreiche Prüfungen und jedes Jahr schaut sich ein Mit- arbeiter des CEB die Brücken darüber hinaus genauer an. „Dabei wird kräftig am Geländer gerüttelt und gezogen.“ Nach Hochwasser oder Stürmen finden jeweils Sonder- prüfungen statt. Was schön anzusehen ist, erweist sich in Sachen Verkehrs- sicherheit nicht immer als optimal. „Fußgängerbrücken und -stege mit einem hölzernen Untergrund sind bei Nässe gefährlich glatt“, weist Gerhard Knoch auf eine besondere, in der Bauart begründete Gefahr hin. Bei manchen Stegen ist daher das Holz gegen rauen Beton ausgetauscht wor- den, „oder wir setzen ein Dach über die Fußgängerbrücke. Dann bleibt das Holz trocken und hält auch länger“. Besonderen Aufwand verlangen die beiden Brücken nahe des Coburger Stadtteiles Lützelbuch über die ICE-Neu- baustrecke Ebensfeld-Erfurt. Diese beiden Brücken hat die Bahn gebaut, sie gehören aber nun der Stadt. „Bei den Hauptuntersuchungen alle sechs Jahre können wir nur nachts arbeiten, um den ICE-Verkehr nicht zu beeinträch- tigen. Dazu muss selbstverständlich die Oberleitung abge- schaltet und der Zugverkehr unterbrochen werden.“ Das macht die Sache richtig teuer und verursacht Kosten von zirka 40.000 Euro pro Brücke. Kaum anders verhält es sich bei den vielen Schächten in den Straßen, etwa für Rohrleitungen und Fernwärme. Für die Sicherheit hier muss der jeweilige Betreiber sorgen. So offenbarten sich bei einer Routinekontrolle im vergange- nen Mai Mängel an der Decke eines Fernwärmeschachtes am Ernstplatz in Coburg. Aus Gründen der Sicherheit wur- de diese Stelle umfangreich für den Verkehr gesperrt und eine vorgefertigte neue Schachtdecke eingebaut. Auch ein Fernwärmeschacht mitten auf der Coburger Mohrenkreu- zung erwies sich im Sommer dem Straßenverkehr nicht mehr gewachsen und musste erneuert werden. 1927 entstand die Mohrenbrücke über die Itz. Sie war die erste Brücke in Stahlbetonweise in Coburg und muss in den nächsten Jahren saniert werden. 5 4 AUSGABE 07 | 11.2018 STRASSEN-, BRÜCKENÜBERWACHUNG STRASSEN-, BRÜCKENÜBERWACHUNG

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