Pluspol-Ausgabe14-2023

JUBILÄUM STADTBUSSE 28 14 | 09.2023 Am 15. November des Jahres 1948 kommen auf dem Marktplatz vor dem Coburger Rathaus fünf Männer zusammen. Es sind der Verkehrsdirektor Gerd Fuhrmann, Stadtrat Ernst Grübel und die Gebrüder Glasow von der Karosseriefabrik Trutz. Vorgefahren ist ein Büssing-Omnibus. Mit zwei weiteren Wagen ist das der Anfang des Buslinienverkehrs in Coburg. Einen Monat später, am 15. Dezember, übernehmen die Städtischen Werke den Betrieb der Stadtomnibusse. Das ist die offizielle Geburtsstunde des öffentlichen Personennahverkehrs an der Itz – vor 75 Jahren. Nach dem Zweiten Weltkrieg fahren die Stadtbusse regelmäßig. Schon vorher, im Jahr 1930, versucht die Posthalterei Mönch zusammen mit einem Unternehmer aus Weimar einen Omnibus-­ Linienverkehr in Coburg aufzubauen. Aber die Bevölkerung zeigt diesem Angebot die kalte Schulter. Das Aus kommt nach wenigen Monaten. Anfang Oktober 1939 folgt der zweite Versuch. Herr Röhrig wird von der Stadt mit einem Linienverkehr beauftragt, jetzt mit Erfolg: Im ersten Monat werden 9.500 Fahrscheine verkauft, die Stadt schießt 500 Mark im Monat zu. Die einzelne Fahrt kostet seinerzeit zehn Pfennig, eine Zwölfer-Karte eine Mark. Die Stadtbusse fahren jeweils vom Marktplatz nach Neuses, nach Ketschendorf, zur Hindenburgkaserne und nach Cortendorf. Wegen des Krieges kann von einem regelmäßigen Fahrplan kaum gesprochen werden. So ist der Bus nach Cortendorf nur um 07:10 Uhr und um 18:00 Uhr unterwegs. Mitte 1944 sind die beiden Linienbusse im Werksverkehr zur Möbelfabrik Albrecht in Weitramsdorf eingesetzt. Dort werden Lastensegler gebaut, was als kriegswichtige Industrie gilt. Ein Bus kommt im Januar 1945 nach Karlsruhe. Im Sommer 1945 (Ende Zweiter Weltkrieg) ersetzen die beiden Coburger Linienbusse die Eisenbahnverbindung nach Lichtenfels. Denn die Bahnbrücke bei Schney ist zerstört. Doch auch dies währt nicht lange, weil die amerikanischen Streitkräfte einen Omnibus für ihren eigenen Stadtverkehr beschlagnahmen. Um wieder einen öffentlichen Personennahverkehr zu organisieren, wird 1947 ein zweiter Versuch unternommen, eine elektrische Oberleitungs-Buslinie zu schaffen. Das Projekt ist zwar genehmigt, aber das notwendige Material ist nicht zu beschaffen. Drei Jahre nach Kriegsende ist es dem damaligen Leiter des Verkehrsamtes, Gerhard Fuhrmann, zu verdanken, dass wieder ein Linienbusverkehr startet. Im Sommer 1948 geht man daran, drei alte Omnibusse zu restaurieren, die in der Hindenburgkaserne vor sich hin rosten. Die Firma Altmann in der Wiesenstraße setzt die beiden Büssings und den Mercedes wieder instand. Die Bestuhlung muss komplett erneuert werden, denn die Holzsitze sind im Krieg der Brennholzknappheit zum Opfer gefallen. Anstelle des Holzvergasers kommt wieder ein Dieselmotor zum Einsatz. Der Mercedes-Bus präsentiert sich exotisch, denn ursprünglich ist er als Reisebus mit einer Rechtslenkung für Ägypten gebaut. Ende der 1940er-Jahre zählt eben rein die Fortbewegung. Frisch lackiert sind die Wagen, versehen mit dem Stadtwappen und dem Schriftzug „Stadt Coburg“. Das Liniennetz ist 7,5 Kilometer lang und befördert werden 8.500 Fahrgäste. Nur fünf Jahre später sind die Fahrgastzahlen in die Höhe geschnellt. 2,23 Millionen Fahrgäste sind in den nun zehn Omnibussen und auf dem 40,6 Kilometer langen Liniennetz unterwegs. Mit drei Bussen fing alles an 75 Jahre Coburger Stadtbusverkehr

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