(vom 12.11.2019) Wassergewinnung und Verteilung
Schon Ende der 1940er-Jahre erwarb die SÜC ein Grundstück in der Nähe des Rödentaler Stadtteils Fischbach um dort irgendwann nach Wasser zu bohren. Nach fast 70 Jahren ist es soweit und das Unternehmen lässt neben der Straße hinauf nach Höhn eine Erkundungsbohrung für einen neuen Tiefbrunnen niederbringen. Die Pumpversuche stimmen Jürgen Zimmerlein hoffnungsvoll: Über 20 Liter Wasser pro Sekunde wurden aus dem Bohrloch beim letzten Pumpversuch gewonnen, so der Hauptabteilungsleiter Gas/Wasser der SÜC. Sofern wasserrechtlich und finanziell nichts dagegenspricht, kann dort der siebte Tiefbrunnen der SÜC im Froschgrund gebaut werden. Aus dem oberen Itzgrund bezieht die SÜC einen erheblichen Teil ihres Trinkwassers. Bis weit ins nächste Jahrhundert soll der Brunnen Trinkwasser liefern. Diplom-Geologe Andreas Gartiser, geschäftsführender Gesellschafter der Firma Gartiser, Germann & Piewak GmbH, betreut die ingenieurtechnische hydrogeologische Seite der Probebohrung.
Herr Gartiser, wie tief dringen Sie hier in den Untergrund vor, um nach Grund- und Trinkwasser zu suchen?
Andreas Gartiser (AG): „Im Moment sind wir bei einer Tiefe von 127 Metern angekommen. Geplant ist, bis zu 160 Meter tief zu bohren. Es kommt auf die Mächtigkeit der Grundwasser führenden Schichten an, wie viel Wasser aus einem Brunnen letztlich gewonnen werden kann. Im künftigen Betrieb muss ein Trinkwasserbrunnen so bewirtschaftet werden, dass keine zu hohen Absenkungen des Grundwassers erfolgen. Daher werden zur Vermeidung von Übernutzungen mit qualitativen Beeinträchtigungen im Allgemeinen wasserwirtschaftlich begründete, maximale Absenkziele festgelegt.“
Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Erkundungsbohrung hier Erfolg zeigt?
AG: „Die Chancen auf ein ergiebiges Vorkommen zu stoßen, sind recht gut, jedenfalls zeigen uns das die bisherigen Pumpversuche. Geologisch haben wir hier Buntsandstein in einer weitreichenden Störungszone. Das ist einer der ergiebigsten Grundwasserleiter in Nordbayern. Die ersten Pumpversuche bis 47 Meter waren allerdings nicht besonders ergiebig dafür jedoch mit leichter Oberflächenbeeinflussung mit etwas Nitrat. Einerseits wollen wir kein oberflächennahes Wasservorkommen erschließen, das womöglich eine zu hohe Belastung mit Nitrat und Pflanzenschutzmitteln aufweist. Andererseits soll es auch kein sogenanntes fossiles Wasser aus sehr tiefen Schichten sein, das nicht mehr am Wasserkreislauf teilnimmt. Eine erfolgreiche Erkundungsbohrung soll Wasser erschließen, die aus gut geschütztem, aber noch am Wasserkreislauf teilnehmenden Wasser gebildet werden und da haben wir in dem Abschnitt zwischen 50 und 120 Metern Tiefe ganz ordentliche Zutritte.“
Also sind für die Menge des Grundwassers Regen und Schneefälle ausschlaggebend?
AG: „Ja. Die Neubildung von Grundwasser hängt vom Niederschlag ab. Nach den Erkenntnissen des Landesamtes für Umweltschutz (LfU) hat sich die Grundwasser-Neubildung seit 2003 allerdings etwa um 15 Prozent verringert. Auch die Wasserstände der Oberflächengewässer, also Seen, Flüsse und Bäche, sind aktuell auf historischen Tiefstständen. Um die Versorgung mit qualitativ gutem Trinkwasser zu gewährleisten, muss die Wasserwirtschaft Vorsorge treffen.“
Neben der Menge ist auch die Qualität von entscheidender Bedeutung. Nitrat im Trinkwasser ist ein viel diskutiertes Thema. Was haben Ihre Untersuchungen bei dieser Bohrung ergeben?
AG: „Nachgewiesen hat das Labor Werte von 12 bis 15 Milligramm Nitrat je Liter, was ein niedriger und guter Wert ist. Der Grenzwert für Nitrat nach der Trinkwasserverordnung liegt bei 50 Milligramm je Liter. Bei 25 Milligramm sind die Wasserversorger nach den Maßgaben der Weltgesundheitsorganisation aufgefordert, Sanierungsmaßnahmen im Wasserschutzgebiet zu veranlassen. Durch die waldreiche Umgebung und die relativ geringe Landwirtschaft hier, kommt wenig Nitrat im Grundwasser vor. Obwohl auch Nadelbäume Stickoxide aus der Luft abkämmen und so Nitrat ins Grundwasser gelangen kann. Die Konzentration von Nitrat im Grundwasser ist auch abhängig von aktuellen Niederschlägen sowie davon, ob sandige oder tonige Böden vorherrschen. Rückstände von Pflanzenschutzmitteln haben wir nicht gefunden. Geprüft werden nach der Trinkwasserverordnung die 30 am häufigsten verwendeten Mittel.“
Was sind die nächsten Schritte?
AG: „Wenn wir die Endtiefe erreicht haben und die Pumpversuche abgeschlossen sind, werden geophysikalische Untersuchungen am Bohrloch durchgeführt. Dabei können zum Beispiel die Hauptzutritte exakt ermittelt werden. Auf Grundlage der Erkenntnisse aus Pumpversuchen, Bohrgutanalysen und Geophysik erstellen wir dann einen Ausbauvorschlag für den Tiefbrunnen. Unter der Voraussetzung, dass die Wasserwirtschaftsbehörden zustimmen, könnte der Brunnen dann schon Anfang nächsten Jahres ausgebaut werden.“